Eisangeln – zwischen Zauber und Wahnsinn

Heute holen wir Opas Pickel aus dem Keller und gehen nicht zum Goldschürfen, nein wir gehen Eisangeln. Jetzt wo der Winter kommt und hoffentlich mit reichlich Eis und Schnee und nicht Matsch und Regen, zeigen wir auf, was man beim Eisangeln achten muss. Welche Techniken es gibt und welches Zubehör man braucht. Wer schon mal Eisangeln war und ein paar Tipps teilen möchte oder Fragen hat, der hinterlässt wie immer einen Kommentar.

Eisangeln in Deutschland

Zum Eisangeln muss man nicht nach Skandinavien reisen, sondern man kann es direkt vor der Haustür in Deutschland machen. Natürlich nur sofern der See auch wirklich zugefroren ist und keine Einbruchgefahr herrscht. Da das Betreten eines Sees nicht immer ganz ungefährlich ist, sollte man unbedingt lokale Warnungen beachten, prüfen, ob der See wirklich zugefroren ist und einen Angelkollegen mitnehmen, der einem im Notfall helfen kann. Die Feuerwehr empfiehlt das Betreten von Eis nicht unter 12 cm Eisdicke zu wagen. Passt auch unbedingt bei Stauseen auf, da sich hier der Wasserspiegel senken kann und die Eisschicht keinen Kontakt mehr zur Wasseroberfläche hat. Dadurch ist sie nicht annähernd so stabil wie eine normale Eisdecke.

Aber eines sei vorweg gesagt: zum Eisangeln braucht man starke Nerven, Geduld und warme Kleidung. Wer bei Temperaturen unter 0° C stundenlang an einem Loch im See sitzt, während einem der eisige Wind um die Ohren peitscht, der braucht nicht nur eine kleine fanatische Macke, sondern eventuell auch etwas Glühwein. Aber mit dem Alkohol sollte man vorsichtig sein, denn was zunächst wärmt kühlt über die Zeit den Körper noch schneller aus. Aber Achtung, es gibt ein paar Gewässer und Angelvereine, bei denen das Eisangeln verboten ist, daher gilt es sich vorher genau zu informieren!

Eisangeln auf Friedfisch

Wer denkt, man fängt beim Eisangeln nur kleine Friedfische, die den Winter nicht akzeptieren wollen, der irrt sich. Gerade Raubfische kann man mit der richtigen Technik aus dem Wasser holen. Dabei kann man Barsch angeln, Hechtangeln oder Zander angeln. Natürlich unterscheidet sich die Art zu fischen von der in der warmen Jahreszeit grundlegend.

Eisangeln Ausrüstung

Im Gegensatz zu anderen Angeltechniken, bei denen es darum geht besonders weite Würfe zu erzielen, ist der Radius beim Eisangeln auf das kleine Loch vor einem begrenzt. Daher hat man auch deutlich weniger Equipment und Ausrüstung zu schleppen als es im Sommer der Fall ist. Doch sehen wir uns das Zubehör im Detail an.

Eisangeln Ausrüstung

Rute

Beim Eisangeln rutscht die Rute in den Hintergrund. Besonders lange Angelruten kann man zu Hause lassen. Wer will, der kann entweder eine normale kürzere Rute nehmen, sich eine spezielle Eisangel kaufen oder gleich nur mit der Handleine fischen. Da nicht jeder Angler gleich ist, aber jeder die beste Technik erfunden hat, gibt es hierzu wieder tausende Meinungen. Fakt ist, man macht keine weiten Würfe und beangelt ein Loch, das vor einem liegt. Deswegen braucht man auch keine lange Angelrute.

Handleine

Bei der Handleine verzichtet man auf eine Rute und Rolle und angelt nur mit der Schnur und einem Bügel, ähnlich wie beim Drachensteigen. Zur Handleine muss man sagen, dass es sich für mein Gefühl sehr anstrengend angelt, da man dauernd am Rotieren ist und die Angelei irgendwann auf die Gelenke geht (vielleicht habe ich auch nicht die richtige Eskimotechnik). Aber gerade wenn ein Biss ansetzt und man nun die Leine und den Fisch aus dem Loch holen will, empfinde ich die Handleine als umständlich. Doch man kann ganz sicher mit ihr angeln und man spart eine Menge Geld für Ausrüstung – also wer es spartanisch mag – ran an die Fische.

Eisangel

Eisangeln gibt es bereits im unteren Preissegment zu erschwinglichen Konditionen zu kaufen. Ob man wirklich eine braucht, ist eine andere Frage. Wer sich die Eisangel genau ansieht, darf nicht erschrecken, sie sieht aus wie die zu kurz geratenen Arme des T-Rex und hat bei manch einem erfahrenen Angler am See einen Lachanfall ausgelöst. Diese Ruten sind oft gerade mal 20 cm lang.

Schnur

Egal welche Rute man wählt, auch die Angelschnur ist wichtig beim Eisangeln. Eine geflochtene Schnur friert schnell ein, da die Schnur Wasser aufsaugt. Dann wird sie steif und bricht schnell. Die Schnurstärke hängt wie immer davon ab, welchen Fisch man jagt. Wer mit der Pose angelt, der sollte diese außerhalb des Wasser positionieren, so dass sie nur ins Eisloch gelangt, wenn auch etwas gebissen hat. Ansonsten wird sie festfrieren. Manche Angler nehmen ein Stück Plastik, Styropor oder ein Überraschungsei als Pose.

Das Loch muss her – Bohrer oder Pickel?

Natürlich braucht man ein Werkzeug, um ein Loch in den See zu bekommen. Den See nach vorhandenen Löchern abzusuchen ist nicht nur anstrengend, sondern auch gefährlich, denn je nachdem wie das vorhandene Loch entstanden ist, könnte das Eis dort brüchig sein. Daher nehmen wir entweder eine Pickel oder einen Eisbohrer. Zugegeben, der Eisbohrer wirkt erstmal ein wenig übertrieben, da man den Pickel auch woanders einsetzen kann, aber es gibt günstige Modelle bereits ab 25 Euro. Diese sind dann handbetrieben. Wer oft Eisangeln geht, der kann sich auch für ein Modell mit Motor entscheiden. Es gibt auch Eisangler, die mit einer Motorsäge oder Axt ihre Löcher machen.

Zur eigenen Sicherheit sollte noch erwähnt werden, dass es wesentlich ungefährlicher ist mit dem Eisbohrer zu arbeiten, da durch die Schläge und die Belastung der Eisfläche beim Pickel Rissen entstehen können und man am Ende im Wasser landet. Durch den Pickel erhöht sich das Risiko.

Wie groß das Eisloch sein muss, hängt davon ab, wie groß die Fische sind, die man angelt. Für kleine Friedfische reicht bereits ein kleineres Loch, für einen großen Raubfisch muss man den Durchmesser großzügiger wählen. Meistens reicht ein Durchmesser von 25 cm vollkommen aus. Wer seine Chancen auf Fangerfolg erhöhen will, der kann gleich mehrere Löcher anfertigen. Diese dürfen aber nicht zu dicht beieinander liegen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass das Eis instabil wird und man einbricht. Wer mehrere Löcher hat, kann von Zeit zu Zeit das Loch wechseln oder mehrere befischen.

Einige Angler kippen hochprozentigen Alkohol ins Eisloch, damit dieses nicht so schnell wieder zufriert. Ich habe damit keine Erfahrung.

Eisangeln auf Barsch

Sicherheitsutensilien

Das Mitnehmen einer Rettungsdecke macht durchaus Sinn. Profis tragen auf dem See Spikes unter den Schuhen, damit sie nicht hinfallen. Wer ganz auf Sicherheit bedacht ist, der kann mit einem Eishaken arbeiten. Hierbei ist der Eishaken mit einem Seil verbunden, welches man sich um den Hals legt. Der Haken wird am Ufer eingeschlagen und rettet einem im Ernstfall das Leben.

Neben diesen Notfallmaßnahmen sollte warme Kleidung und eventuell das ein oder andere Heizkissen oberste Priorität haben. Viele Angler ziehen sich warm an, sogar lobenswert und effizient nach dem Zwiebelprinzip, aber ziehen dann das falsche Schuhwerk an. Es wichtig, dass die Schuhe einen guten Schutz durch eine dicke Sohle bieten. Wenn die Füße frieren, dann friert auch der restliche Körper.

Zwar gibt es hart Gesottene, die stundenlang auf dem See neben dem Loch sitzen, aber ich rate dringend dazu, sich einen Stuhl mitzunehmen und die Sitzfläche zu isolieren. Wer sich auf eine Decke oder einen Schlafsack setzt, der wird nicht viel davon haben, da sich diese zusammendrücken und die Wärmeisolierung verloren geht. Besser ist es, die Decke von der anderen Seite am Stuhl dicht zu befestigen. So hat man einen minimalen Luftraum in dem sich Wärme sammeln kann und die wärmende Wirkung der Decke geht nicht verloren.

Köder

Zum Eisangeln kann man je nach Zielfisch viele Ködern verwenden. Wichtig ist, dass man nicht wie im Sommer mit reichlich Anfütterung arbeitet, da die Fische im Winter den Stoffwechsel herunterfahren und nur wenig Futter vertilgen. Also weniger locken und mehr fischen.

Beim Köder unterscheidet man, ob man Friedfische oder Raubfische angeln will. Für Raubfische eignen sich Gummitiere, Pilker, Blinker, Twister, Fischfetzen und kleine Köderfische. Für Friedfische sind Made oder Mais besonders beliebt. Wer mit der Made angelt, der kann ruhig zwei bis drei Stück auf den Haken bringen, es soll sich ja für den Fisch lohnen, sich in der Kälte zu bewegen.

Ein Köderwechsel bei wenig Fangerfolg kann sich durchaus lohnen!

Weiteres Ausrüstung

Auch wenn man ein schönes Loch freigelegt hat, so wird dieses mit der Zeit neue Eisstücke bilden und Schnee wird reinfallen. Damit das Loch – auch Wuhne genannt – frei bleibt, ist von Zeit zu Zeit Aktion gefragt, dazu eignet sich besonders gut ein Sieb oder eine Kelle. Die gibt es entweder ab 5 Euro im Angelshop oder man nimmt eine Nudelkelle. Eine Kunststoffkelle hat den Vorteil, dass sie nicht so schnell festfriert, besonders an der Haut.

Wer sich mit dem Thema Eisangeln näher beschäftigt, der wird feststellen, dass es im Ausland wie Amerika, Canada und auch skandinavischen Ländern Hütten zum Eisangeln gibt. Hier sitzt man in einer Hütte und hat das Loch direkt unter sich. In Deutschland sind mir solche Hütten nicht bekannt, aber es gibt Anbieter die extra Zelte zum Eisangeln produzieren. Wer sehr ambitioniert ist, kann sich über eine solche Anschaffung Gedanken machen.

Als Rutenständer kann man entweder mit dem Akkuschrauber ein Loch bohren oder ein Dreibein verwenden. Es gibt auch, wie auf dem Titelbild zu sehen, kleinere Ständer.

Die perfekte Stelle zum Eisangeln

Am besten findet man eine gute Stelle im See, wenn man den See auch im Sommer kennt. Aber auch eine Karte des Sees, also eine Gewässerkarte  kann hierbei helfen. Man muss die Struktur des Sees verstehen und wissen, wo sich die Fische im Winter rumtreiben oder ruhen. Gerade an besonderen Strukturen hat man gute Erfolgschancen. Dazu zählen beispielsweise Hänge oder Berge unter Wasser. Auch eine lange Landzunge, die weit ins Wasser ragt bietet den Fischen den idealen Ort, um in der kalten Jahreszeit nach Futter zu suchen.

Selbst der Sauerstoffgehalt spielt eine Rolle beim Eisangeln und dem Fischvorkommen. Hechte beispielsweise halten sich im kalten Winter zwischen Januar und Februar auch im flachen Bereich am Ufer auf, um hier abzulaichen.

Der Biss

Wenn man einen Biss hat, dann kann es im Winter vorkommen, dass die Fische nicht richtig zubeißen, sondern den Köder lose im Maul haben. Wenn man auf Raubfische angelt, dann macht es durchaus Sinn nicht zu voreilig den Anschlag zu setzen. Sofern kein starker Widerstand besteht, gilt es den Räuber durch leichte Zupfbewegungen immer wieder zu reizen, damit er einen ordentlichen Biss setzt.

Fazit zum Eisangeln

Auch wenn die Kälte an den Nerven zehren kann, so ist Eisangeln doch ein tolles Erlebnis, besonders in Gesellschaft. Im Winter gibt einem die Natur nochmal eine ganz andere Seite Preis und wer unsere Tipps beherzigt, der sollte auch mit einem schönen Fang belohnt werden. Wir wünschen euch schöne kalte Tage und viel Erfolg beim Eisangeln.

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2 Kommentare

  1. Mario Schwarz

    Gut zu wissen, dass Fische im Winter auch mit wenig Futter zurechtkommen, weil sie ihren Stoffwechsel herunterfahren. In zwei Wochen gehe ich mit Freunden ebenfalls Eisangeln. Auf jeden Fall werde ich mich noch nach einem guten Laden umsehen, um dort das ideale Angelzubehör zu kaufen.

    Antworten
    • Angelwissen

      Hey Mario,

      freut uns zu lesen, dass Dir unser Beitrag weiterhelfen konnte! Fische als wechselwarme Tiere passen ihren Stoffwechsel der Wassertemperatur an. Beim Eisangeln ist daher weniger oft mehr.
      Wenn Du mal in der Nähe von Hannover bist, kommst Du mal zu Pro-Fishing. Der beste Angelladen weit und breit…;)

      Beste Grüße und bleib gesund!

      Antworten

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