Angeln im Winter – die beste Jahreszeit

Den einen Angler gruselt es beim Gedanken, dem anderen Angler schlägt das Herz mit doppelter Geschwindigkeit: Angeln im Winter. Von vielen Anglern verkannt, bietet der Winter nicht nur Ruhe am Wasser, weil die „Schönwetter-Angler“ zu Hause bleiben, sondern mit ein paar Tipps und Tricks auch beste Fangchancen. Das Angeln im Winter ist zu unrecht als Nebensaison verschrien. Wir zeigen, wie man zur kalten Jahreszeit richtig angelt – wer da zu Hause bleibt, ist selber schuld.

Nachdem wir vor kurzem einen Beitrag zum Eisangeln gebracht haben, geht es jetzt um allgemeine Tipps, um im Winter an kapitale Fische zu kommen. Denn die Fische sind noch im Wasser, nur die Technik muss angepasst werden.

Mit folgenden Themen befassen wir uns in diesem Beitrag. Wer wenig Zeit hat, kann direkt zum passenden Kapitel springen ( – aber wird einige interessante Informationen verpassen).

Gründe, um im Winter angeln zu gehen

Es gibt viele Gründe, im Winter nicht die Angel im Keller zu verstauen. Welche das genau sind, entscheidet jeder für sich. Der eine flieht vor der Ehefrau, der andere kann bis zum Sommer nicht warten, doch zusätzlich zu diesen persönlichen Gründen, gibt es noch mehr Gründe für das Angeln im Winter.

Der schönste Faktor für mich ist es, dass ich mir die Angelstelle frei auswählen kann und nicht dichtgedrängt zwischen anderen Anglern fischen muss. Auch meine Lieblingsspots sind nicht von anderen Anglern besetzt. Daraus ergibt sich aber ein noch viel wichtigerer Grund, nämlich dass der Angeldruck am Gewässer abnimmt und die Fische nicht mehr in jedem Köder einen Haken vermuten.

Obwohl ich ein geselliger Typ bin, genieße ich die schöne Naturkulisse ohne ständig Menschen zu begegnen. Mal ganz zu schweigen von Partyjüngern die zum Saufen und Musik hören ans Wasser kommen 🙂

Aber auch taktisch kann man anders agieren als im Sommer. Viele Angler meinen, dass das Angeln im Winter schwieriger sei und die Fische entweder nicht beißen können oder wollen. Auf dieses Gerücht gehen wir im Abschnitt Köder genauer ein. Sofern die kapitalen Räuber noch nicht mit dem Laichen begonnen haben und die Temperaturen sehr tief sind, zentriert sich das langsame Leben in den tiefen Löchern. Wer hier Gewässerkenntnisse oder technisches Equipment hat, findet schnell den geeigneten Ort zum Angeln im Winter und wird mit der richtigen Technik Erfolg haben.

Köder im Winter

So wie auch der ein oder andere unter uns im Winter eher antriebslos ist und den Weg schleppend zum Fisch findet, muss man sich auch die Fische vorstellen. Nicht etwa, weil die Fische einen inneren Schweinehund haben oder Warmduscher sind, sondern sie wechselwarme Tiere sind (Kaltblüter), welche ihre Körpertemperatur der des Wassers anpassen. Das Ergebnis ist, dass sie im Winter körperbedingt wenig aktiv sind, aber dennoch Hunger haben.

Langsam ans Ziel

Daher unternehmen sie keine Hechtsprünge wie im Sommer und jagen der Beute weite Strecken hinterher: im Winter gilt es den Köder so nahe wie möglich an den Fisch zu bringen und deutlich langsamer zu fischen als im Sommer. Das kann zum einen durch stationäres Fischen, also mit Pose, oder durch besonders langsame Köderführung erfolgen.

Die richtige Montage

Wer auf Posenangeln keine Lust hat, sollte den Köder mit langsamen Bewegungen und der richtigen Montage präsentieren. Dazu eignet sich das Dropshotangeln für beispielsweise Barsche oder auch das Texas-Rig und Carolina-Rig. Als Köder sind beim Angeln im Winter Naturköder wie Würmer und Köderfisch (Köfi) sehr beliebt. Damit die Würmer und Maden auch schön lebendig sind, macht es Sinn, entweder ein Heizkissen in der Köderbox unterzubringen oder sie direkt in der Jacke zu lagern. So bekommen sie Körperwärme und zappeln ordentlich. Aber auch Kunstköder können erfolgreich sein, Man kann sie zusätzlich mit etwas Lockstoff aufwerten, um die Fische zum Biss anzuregen.

Wer eher der Friedfisch-Angler ist, der sollte darüber nachdenken, sein Futter zu salzen. Hierbei dient das Salz als natürlicher Geschmacksverstärker und stellt für die Fische eine Mineralquelle da. Mit einer Posenmontage auf Grund oder anderen Grundmontage (am besten mit Futterkorb) fährt man hier immer gut.

Wasser und die Temperatur

Egal, für welche Methode man sich entscheidet, sind die Räuber, wie wir alle wissen, immer da, wo auch die Friedfische sind und umgekehrt. Alle Fische ziehen sich im frühen Winter in die Tiefe zurück. Das bedeutet, wir müssen nicht nur dorthin, wo es tief ist, sondern auch noch zum Grund kommen. Wer im Meer baden geht, der kennt es. Sobald man ins tiefe Wasser geht, welches noch nicht von der Sonne (oder kleinen Kindern) aufgewärmt wurde, wird es kalt. Doch im See oder Fluss gilt diese Regel im Winter nicht. An der Oberfläche herrschen eisige Temperaturen und das Wasser hat in dem Fall die thermische Eigenschaft, dass mit zunehmender Tiefe das Wasser immer wärmer wird. Natürlich gilt das nur in Bereichen, wo keine Strömung wirkt. Um ganze vier Grad ist es hier teilweise wärmer. Leider schwindet dieser Effekt in über zwei Meter Tiefe wieder langsam ins Gegenteil.

Wenn ihr keine tiefe Stelle finden könnt, weil es ein künstliches Gewässer mit gleichmäßiger Tiefe ist, dann ist das kein Grund zur Sorge. Guckt, woher der Wind kommt und angelt von dem Ufer, von dem der Wind kommt. Der Grund ist ganz einfach: auf dem Wasser ist die Luft am kältesten. Der Wind schiebt die Kälte in eine Richtung und bringt wärmere Luft zum Beginn des Sees. So seid ihr an der wärmsten Stelle, sofern ihr nichts übersehen habt.

Angeln im Winter am Fluss

Wenn im Winter der Fluss beginnt einzufrieren oder schon eingefroren ist, dann gilt es, Stellen zu finden die wärmer sind. In der Regel findet man bei Einläufen schöne Stellen, welche nicht gefroren sind, weil ausreichend Strömung vorhanden ist. Sucht einfach den nächsten Bach, am besten per Google Maps (Satellitenansicht) im Vorfeld. Aber auch da, wo der Fluss in die Kurve geht, findet man in der Regel Stellen ohne Eis. Hier ist auch das Wasser wärmer.

Angeln im Winter am See

Im Winter stehen – wie bereits angesprochen – die Fische im tiefen Wasser. Gerade Mulden und Löcher haben es den Fischen angetan. Diese Stellen zu finden ist mit dem Auge natürlich nicht möglich, mit Gewässerkarten hat man es nicht leicht. Perfekt ist hier ein Sonar oder Echolot. Aber nicht nur die tiefen Stellen, auch andere Stellen, die Wärme und Schutz bieten, sind gut geeignet.

Die Hotspots sind entweder dort, wo es warm ist oder wo es besondere Strukturen gibt, wie beispielsweise ein Barschberg, Äste, Pflanzenkanten oder Steinpackungen.

Welche Fische beißen im Winter?

Wenn ihr im Winter auf Hecht angelt, dann führt den Köder besonders langsam über dem Grund oder nehmt eine Posenmontage. Die Räuber sind in dieser Jahreszeit unglaublich träge. Kleckert nicht wie im Sommer mit der Ködergröße, sondern klotzt richtig ran. Wenn der Hecht sich dazu bemüht, in Bewegung zu geraten, muss es sich für ihn auch lohnen, damit er die Energie wieder reinholt. 20-30 cm Ködergröße lassen zwar die kleinen Räuber kalt, aber ein großer Esox kann nicht widerstehen.

Angeln im Winter Hecht

Welche Fischarten im Winter besonders gut gehen, hängt natürlich wieder vom Gewässer ab. Und auch die Schonzeiten für bestimmte Fische wie beispielsweise Hecht und Zander variieren je nach Bundesland. Diese sollte man natürlich genau beachten.

  • Karpfen (siehe Karpfenangeln)
  • Brassen (siehe Brassen angeln)
  • Zander (siehe Zander angeln)
  • Hecht (siehe Hechtangeln)
  • Karauschen
  • Döbel
  • Rotaugen
  • Barsch (siehe Barsch angeln)
  • Quappen (siehe Quappenangeln)

Ausrüstung im Winter

Warm bleiben

Das A und O beim Angeln im Winter ist natürlich warme Kleidung. Wer sich nach dem Zwiebelprinzip kleidet, wird es schön warm haben. Und jetzt nochmal mit Muttis Worten: Schal und Mütze nicht vergessen. Wer am Wasser Montagen machen möchte, wird das mit Eishänden kaum schaffen und sollte sich Heatpacks (Handwärmer) mitnehmen.

Angelschnur

Wenn das Wasser gefroren ist, sollte man von geflochtener Angelschnur auf monofile Schnur umsteigen. Denn geflochtene Schnur saugt Wasser auf und die Rolle wird euch bei Minusgraden einfrieren. Natürlich gibt es geflochtene Schnüre, die besonders wenig Wasser aufsaugen, aber die Gefahr besteht auch hier. Wer sich nicht eines Besseren belehren lassen will, der sollte zumindest eine Ersatzspule mit monofiler Schnur dabei haben.

Angelrute im Winter

Natürlich kann man beim Angeln im Winter die gleiche Angelrute nehmen wie im Sommer auch. Allerdings kann nicht nur die Schnur einfrieren, sondern auch die Rutenringe. Der clevere Angler schmiert diese vorher mit Vaseline ein.

Lockfutter

Wer im Winter anfüttert, sollte auch hier eine andere Taktik als im Sommer verfolgen. Im Winter haben die Zielfische nur bestimmte Zeiten, zu denen sie Futter aufnehmen und sind deutlich schneller satt. Der Fisch braucht viel länger, um das Futter zu verdauen. Trotzdem kann man anfüttern, aber besser ist es hier feines Material zu verwenden. Dadurch entsteht eine Futterwolke, an der sich die Fische nicht satt fressen können, aber dennoch angelockt werden.

Getränke

Auf Alkohol sollte man besonders im Winter verzichten. Der gibt einem zwar kurz das Gefühl, dass Wärme den Körper durchströmt, doch das ändert sich schnell und der Körper ermüdet. Euch wird deutlich schneller kalt werden. Auch Kaffee kann nach anfänglicher Koffeinfreude schnell kalt machen. Am besten ihr trinkt Tee. Wer es ein wenig scharf mag, der sollte Ingwertee unbedingt mal ausprobieren.

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1 Kommentar

  1. Franziska Bergmann

    Vielen Dank für die Tipps zum Angeln im Winter. Ich werde darauf achten Heatpacks einzupacken. Ich wusste gar nicht, dass man die Rutenringe mit Vaseline einschmieren sollte.

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